Unter Stress leidet die Selbstregulation

Eine Studie legt den Schluss nahe, dass unter Stress die Fähigkeit zur Selbstregulation leidet. Dadurch treffen wir beispielsweise Entscheidungen, die unseren Zielen und Wünschen entgegengesetzt sind. Das Besondere ist, dass dazu gar nicht ein extremer Stress oder besonders hohe Belastungen notwendig sind, sondern bereits die moderaten und somit alltäglichen Stressfaktoren eine deutliche Auswirkung haben können.

Was ist die Selbstregulation?

Die Selbstregulation wird oftmals auch als Selbstkontrolle bezeichnet. Sie umschreibt die Willenskraft, durch die wir in der Lage sind, unsere Aufmerksamkeit, Gefühle und Handlungen steuern und regulieren zu können. Letztlich befähigt sie uns unter Anderem dazu, (1) uns Ziele zu setzen; (2) unser Handeln zu planen, um die gewählten Ziele zu erreichen; (3) die geplanten Handlungen umzusetzen sowie (4) für Belohnungen beim Erreichen der Ziele zu sorgen.

Das ist zu theoretisch? Stell dir vor, du möchtest dich beruflich verändern, und eine Entscheidung über einen neuen Arbeitsplatz steht an. Oder du planst, an einem Yogakurs teilzunehmen, um etwas Gutes für den Wohlbefinden zu tun. Oder du möchtest deine Essgewohnheiten umstellen, um dich gesünder zu ernähren.

All diese Entscheidungen brauchen ein gewisses Maß an Selbstregulation, um die gewählten Ziele tatsächlich auch erreichen zu können.

Unter Stress leidet die Selbstregulation!

Eine interessante Studie zeigt, dass unter Stresseinwirkungen die Fähigkeit zur Selbstregulation abnimmt. Konkret stellten die Forscher die teilnehmenden Probanden vor die Entscheidung, aus einer Essensauswahl entweder etwas Schmackhaft-Ungesundes oder etwas Gesundes zu wählen. Dabei gaben alle Probanden vorher an, dass sie einen gesunden Lebensstil hätten, sich ausgewogen ernährten und Sport trieben.

Nun musste die eine Gruppe vor der Entscheidung über das Essen einen Stress aushalten. Ihr wurde der Arm in ein Eisbad gelegt, bevor sie sich für das Essen der Wahl entscheiden durften. Die andere Gruppe durfte sich gleich entscheiden, welches Essen sie haben wollte.

Im Ergebnis zeigte sich, dass diejenigen, die vorher mit dem Eisbad gestresst wurden, sich mit höherer Wahrscheinlichkeit für das ungesunde Essen entschieden, obgleich sie vorher angaben, sich gesund zu ernähren.

Die Auswirkungen des Stresses waren sogar im Gehirn sichtbar, da eine Untersuchung im Magnetresonanztomografen zeigte, dass die Hirnareale, die für die Selbstregulation verantwortlich gemacht werden, veränderte neuronale Muster zeigten.

Fazit

Unter Stress ist unsere Fähigkeit zur Selbstregulation eingeschränkt. Hierfür ist kein extremer Stress notwendig, sondern bereits der häufig vorkommende moderate Stress. Wir können unsere Gefühle und Handlungen besser steuern – und damit unsere selbstgewählten Ziele besser erreichen – wenn wir nicht unter Stress stehen.


Quelle: Maier, S. U.; Makwana, A. B.; Hare T. A.: Acute stress impairs self-control in goal-directed choice by altering multiple functional Connections within the brain’s decision circuits. Neurin, 87/3, 2015, S. 621-631. DOI: 10.1016/j.neuron.2015.07.005.