KW 35/18: Mobilität der Hüftgelenke

In den letzten Wochen begleiteten uns zwei zentrale Qualitäten in der Yogapraxis: Das Verschmelzen von Lebendigkeit und Ruhe. In der körperlichen Übungspraxis erfuhren wir längere Bewegungsflüsse, die uns Mobilität und Flexibilität schenken können. Auf geistiger Ebene übten wir die Rolle des Beobachtens, sodass der Geist mit einem inneren Fokus zur Ruhe und Klarheit gelangen mag. In dieser Woche führen wir diese Themen mit dem Schwerpunkt auf den Hüftgelenken weiter.

Die Hüftgelenke mobilisieren.

Die Mobilität und Flexibilität unseres Körpers entsteht aus einem Zusammenspiel zwischen den Bewegungsausmaßen der Gelenke sowie der Elastizität des umliegenden Gewebes. In der Yogapraxis dieser Woche haben wir das besondere Ziel, die Beweglichkeit der Hüftgelenke zu fördern.

Generell gilt, dass alle Gelenke unseres Körpers vielfältige Bewegungen brauchen, um ihre Bewegungsmöglichkeiten zu bewahren oder zu erweitern. Doch oft werden unsere Gelenke nur relativ einseitig bewegt. Im Alltag nutzen wir die Hüftgelenke zum größten Teil nur für das Beugen und Strecken. Wenn wir zum Beispiel auf einem Stuhl sitzen, dann werden die Hüftgelenke gebeugt. Beim Gehen werden sie abwechselnd gebeugt und gestreckt. Leider erfahren die Hüftgelenke sehr selten andere Bewegungsmöglichkeiten, wie beispielsweise eine Rotation – denn wann sitzen wir schon mal im Schneidersitz?

Um das Thema der Lebendigkeit aufzugreifen, werden wir in dieser Woche daher den Hüftgelenken ihre vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten zurück schenken. Als Yogastellung wird uns die Taube kapotāsana erwarten. Wir nutzen sie, um die Hüftgelenke “zu öffnen”, und sie über die Kombination aus Flexion, Außenrotation und Abduktion in ihre endgradige Stellung zu bringen.

Den inneren Beobachter kultivieren.

Im Eintauchen in die Yogastellung kommen wir auf der körperlichen Ebene zur Ruhe. Das wiederum schenkt uns die Zeit, um die Konzentration zu fördern, und die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken. Durch dieses Fokussieren des Geistes kommen wir in die Rolle des Beobachtens, in der wir uns selbst wahrnehmen können:

Wir erfahren, wie sich diese Yogastellung in den Gelenken und der Muskulatur anfühlt. Wo spüren wir Weite und Dehnung? Wo Entspannung? Wo fühlen wir Anspannung und Enge? Entsteht der Wunsch, zu bleiben und in diese Stellung einzutauchen? Oder der Wunsch, sie zu verändern und anzupassen? Was macht diese körperliche Haltung mit unserer Geisteshaltung?

In der Lebendigkeit der Welt zur inneren Ruhe kommen.

Die Rolle des Beobachtens kann dem Geist die Chance eröffnen, dass er von den scheinbar wichtigen Dingen, mit denen er sich sonst noch so beschäftigt, für einen Moment loslassen kann. Und so werden wir beobachten, wie sich seine Gedanken beruhigen und klären. Im Lauf der Zeit entfalten sich über den inneren Fokus mehr und mehr die Ruhe und Klarheit, und damit eine tiefe innere Verbundenheit zu unserem Selbst.

Letztlich lädt uns die Yogapraxis ein, auch im Alltag mit all seinen Herausforderungen und seiner Dynamik den inneren Beobachter zu stärken, um mit der Aufmerksamkeit nicht nur in der äußeren Welt verankert zu sein, sondern immer wieder auch die Möglichkeit zu erfahren, nach innen – und damit zu uns selbst – zurückzukehren.

So begegnen uns die beiden Themen der Lebendigkeit und Ruhe auch auf der Ebene der Beziehungen zu uns selbst und zur Welt. Wir schulen den Fokus des Geistes nach innen, sodass er über das wertneutrale Wahrnehmen dessen, wie und wer wir sind, zu mehr Ruhe und Klarheit kommt – während die Welt um uns herum mit all ihren Herausforderungen sein darf, wie sie ist.

Ich freue mich auf die Yogapraxis mit dir.
Tobias.