Schlagwort: alltag

  • Mythen übers Meditieren

    Mythen übers Meditieren

    Vom Meditieren hat jeder von uns schon einmal gehört. Die meisten haben dabei einen Menschen vor Augen, der gelassen lächelnd und im Schneidersitz meditierend seinen Nachmittag verbringt. Ich möchte mit diesem Beitrag etwas mehr Licht in das Thema bringen und auch mit einigen Mythen aufräumen.

    Das Grundlegende zuerst: Meditieren kann Jeder. Dabei kommt es weder auf die Vorerfahrungen, noch auf den perfekten Ort und die ideale Gelegenheit an, sondern darauf, sich etwas Zeit für sich selbst zu schenken.

    Einige Mythen über das Meditieren begegnen mir immer wieder neu, und so möchte ich nun ein wenig Klarheit in das Thema bringen.

    1. In der Meditation muss man stundenlang sitzen

    Richtig ist, dass derjenige, der meditieren möchte, sich hierfür etwas Zeit nehmen sollte. Den meisten hilft dabei auch ein ruhiger Ort, um zu sich selbst kommen zu können und sich nicht zu stark von der Außenwelt ablenken zu lassen.

    Doch Meditieren kann auch im Gehen, Liegen oder im Stehen praktiziert werden. Eine Gehmeditation zu machen, bedeutet, bei jedem Schritt den Boden unter den Füßen bewusst wahrzunehmen – es ist kein Gehen, um anzukommen oder ein Ziel zu erreichen, sondern um zu gehen.

    Meditieren bedeutet, eine achtsame Verbindung zu sich selbst aufzubauen und das zu beobachten, was momentan in der Innenwelt geschieht.

    “Der gegenwärtige Augenblick, das Jetzt, ist der einzige Augenblick, in dem wir wirklich leben.” (Jon Kabat-Zinn)

    Letztendlich verbindet man sich beim Meditieren mit sich selbst: Wie geht es mir in diesem Augenblick? Welche Bilder, Vorstellungen und inneren Zustände tauchen in mir auf? Wie fühlt sich mein Körper bei dem, was ich gerade mache, an?

    2. Beim Meditieren zieht der innere Frieden ein

    Oh wie schön wäre es, wenn ich meine Sorgen und Nöte loslassen könnte. Wenn ich ein paar Minuten meditieren würde und im Anschluss alles viel klarer wäre. Wie toll wäre es, wenn der innere Frieden in meinem Leben Einzug erhält.

    Ich denke, dass die meisten von uns eine gegenteilige Erfahrung machen werden: Die ersten Versuche des Meditierens sind von Anspannung, Wut, negativen Erinnerungen, körperlichen Beschwerden und grober Unlust gekennzeichnet. Anstatt ein Buddha-Lächeln auf den Lippen zu haben, denken wir an die Arbeit, die Probleme im Alltag und vervollständigen im Geiste die Einkaufsliste. Und das trotz des teuren Sitzkissens, der Räucherstäbchen und der esoterischen Klang-CD mit ihrem Waldesrauschen und dem plätschernden Bächlein.

    Meditation macht nicht auf Knopfdruck gelassener oder glücklicher. Meist zeigen sich die ersten Effekte eher unbewusst und mittelfristig durch das Verbessern des seelischen Wohlbefindens und einer gesteigerten Resilienz gegenüber äußeren Stressoren.

    “Bei der Meditation sind Geduld und Durchhaltevermögen notwendig.” (Susan Pollak)

    Langfristig und mit viel Geduld wird sich das innere Chaos aus Sorgen, Bildern, Erinnerungen und Einstellungen lichten – und den Weg zu mehr Gelassenheit und tiefer innerer Stille ebnen. Die Meditation führt uns im Laufe der Jahre immer mehr zu dem, wie wir wirklich sind – jenseits von sozialen Rollen, Erwartungen der Außenwelt und den Masken, die wir tragen.

    3. Meditieren ist anstrengend

    Im Wesentlichen geht es bei der Meditation um das Nichtstun. Das Ziel ist es, so zu sein, wie man gerade ist. Die meisten Meditationstechniken bestehen darin, den Körper, die Atmung und den Geist zu beobachten. Und das, ohne einzugreifen oder zu bewerten. Nur das beobachten, was gerade da ist.

    Dafür braucht es ein gutes Maß an Selbstdisziplin, denn der Geist ist es nicht gewohnt, einfach nur zu beobachten und nichts zu tun. Er will planen, überlegen, konzipieren und bewerten.

    “Wenn du hundertmal abschweifst, dann kehre hundertmal zurück!” (Johannes Michalak)

    Im Lauf der Zeit wird der Geist lernen, auch einmal nichts zu tun und sich völlig auf das reine Beobachten zu konzentrieren. Manchmal klappt das für ein paar Atemzüge, manchmal auch für ein paar Minuten. Manchmal ist das anstrengend, manchmal leicht und schön. So ist es eben.

    4. Meditieren macht einsam

    Die meisten Menschen möchten nicht allein oder einsam sein, und so vermeiden sie alles, was sie dorthin führen kann. Wer möchte schon in der Stille mit seinen Zweifeln und Ängsten konfrontiert werden? Wer hat schon so viel Selbstdisziplin, um sich für seine regelmäßige Meditationspraxis zu motivieren?

    Eine gute Möglichkeit, um das Meditieren zu erlernen, sind entsprechende Kurse, die unter Anderem in Yogastudios angeboten werden. Gemeinsam mit Gleichgesinnten zu meditieren, kann einen Halt und eine Verbundenheit untereinander schenken – und auch der Austausch über die Schwierigkeiten der Praxis erleichtern.

    5. Meditation ist eine Entspannungstechnik

    Sich zu entspannen, kann zwar ein Ergebnis von Meditation sein, ist aber nicht das zuvordere Ziel. Es kann eher als eine Art Zusatzgeschenk angesehen werden, denn in erster Linie ist das Nichtstun und das achtsame Konzentrieren eine Höchstleistung für das Gehirn. Daher wird Meditation vielmehr als eine Art Training verstanden, welches bestimmte Hirnregionen aktiviert und positiv beeinflusst.

    6. Beim Meditieren geht es ums Atmen

    Die meisten Meditationstechniken beginnen tatsächlich mit dem Atem. Er ist eine Art Verbindung zwischen Körper und Geist, da Atmung und inneres Empfinden in der Regel in einem Zusammenhang stehen. Wir atmen so, wie wir uns im Moment fühlen – und vice versa.

    Um mit der Meditation zu beginnen, ist es dementsprechend hilfreich, den Atem zu beobachten. Dies führt uns in die Gegenwärtigkeit des Moments und in das Jetzt.

    “Durch unsere Einstimmung auf den Atem bringen wir Körper und Geist zusammen.” (Thich Nhat Hanh)

    Danach ist es möglich, einen anderen Fokus zu setzen: Wir können uns auf ein Wort, einen Gedanken, ein Geräusch oder auf einen Gegenstand konzentrieren und darin den Geist versenken. Eine Anleitung für eine Meditation mit einer Kerzenflamme habe ich hier geschrieben.

    Ich wünsche viel Gelassenheit und Freude beim Meditieren.
    Tobias

    Weiterführende Literatur und Empfehlungen:

    Thich Nhat Hanh: Ich pflanze ein Lächeln. Arkana, 2007
    Jon Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation. Knaur, München 2013
    Johannes Michalak et.al.: Achtsamkeit. Fortschritte der Psychotherapie, Band 48. Hogrefe, Göttingen 2012
    Susan Pollak: Seven myths about meditation. Psychotherapy Networker. March/April 2015

  • Wie gefährlich sind Yoga-Videos?

    Wie gefährlich sind Yoga-Videos?

    Yogavideos sind eine tolle Möglichkeit, die Übungen von Zuhause aus zu praktizieren. Einfach die Matte im Wohnzimmer ausrollen, ein passendes Video aussuchen und Yoga mitmachen. Wann immer es dir gefällt. Klingt das nicht hervorragend? Nach meinem Selbstversuch muss ich sagen: Nicht unbedingt!

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  • Erholsame Übungen für die Augen

    Erholsame Übungen für die Augen

    Die meiste Zeit des Tages starren wir auf Monitore und Handybildschirme. Das ist Höchstleistung für die Augen, die dann schon mal müde werden, unangenehm brennen können oder weh tun. Hier hilft ein kleines Übungsprogramm, um die Augen wieder zu entspannen und zu erfrischen.

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  • Übungen am Boden für den unteren Rücken

    Übungen am Boden für den unteren Rücken

    Ich habe eine Reihe von Beiträgen zusammengestellt, die Informationen über den unteren Rücken geben und konkrete Übungen vorstellen, welche helfen können, den Bereich des unteren Rückens zu mobilisieren und zu entstauchen. Ziel soll es sein, zu mehr Wohlbefinden in der Lendenwirbelsäule zu gelangen und praktische Ideen für Alltag und Beruf zu bekommen.

    In zwei vorangegangenen Beiträgen habe ich bereits Übungen vorgestellt, die jederzeit Zuhause oder auf Arbeit praktiziert werden können. Im ersten Teil lag der Schwerpunkt darauf, wie die Lendenwirbelsäule im Sitzen – beispielsweise am Schreibtisch auf Arbeit – entlastet und beweglicher werden kann. Der zweite Teil beschäftigte sich mit Übungen im Stehen, die ebenfalls mit ein wenig Zeit und Geduld an jedem Ort praktiziert werden können.

    Nun stelle ich Ihnen Übungen und Ideen vor, die Sie am Boden in der Bauchlage oder Rückenlage durchführen können. Hierzu sind eine weiche Unterlage, beispielsweise ein Teppich oder eine Matte, sowie etwas Zeit und Ruhe sehr zu empfehlen.

    Übungen für den unteren Rücken im Liegen

    Die nachfolgenden Übungen sind Anregungen, wie Sie den unteren Rücken entlasten und mobilisieren können. Sie sind insbesondere für die Abendstunden geeignet, um dem Rücken die Möglichkeit eines sanften Ausgleichs zu den Alltagshaltungen zu schenken, die tendenziell durch einseitige (Fehl)haltungen und Bewegungsmangel gekennzeichnet sind.

    Bitte machen Sie die Übungen nur mit, wenn Sie keine akuten Beschwerden in der Lendenwirbelsäule oder beispielsweise einen Bandscheibenvorfall haben, der Sie in der Beweglichkeit des unteren Rückens beeinträchtigt.

    Aus der Bauchlage den Oberkörper aufrichten

    Die nachfolgende Haltung ist gut geeignet, um dem Rücken eine entspannte Rückbeuge zu schenken und die Vorderseite des Körpers zu entfalten.

    In den normalen und gewohnten Alltagshaltungen sowie besonders dann, wenn wir am Schreibtisch sitzen, neigt der Oberkörper zu einem Rundrücken. Der untere Rücken wird nach hinten weggeschoben und die Muskulatur in diesem Bereich gedehnt, was nach einiger Zeit zu Verspannungen und Verkrampfungen im Bereich der Lendenwirbelsäule führen kann. Ebenso verengt sich die Vorderseite des Körpers, weshalb die Atmung nicht sonderlich tief und frei fließt.

    Damit der untere Rücken seine natürliche, nach innen gewölbte Form wieder annehmen sowie die Lungen sich entfalten und ausweiten kann, wird im Yoga diese Haltung praktiziert:

    Aus der Bauchlage die Unterarme nach vorne schieben und mit dem Brustkorb nach oben wachsen, dabei das Steißbein nach hinten wegschieben
    Aus der Bauchlage die Unterarme nach vorne schieben und mit dem Brustkorb nach oben wachsen, dabei das Steißbein nach hinten wegschieben

    Legen Sie sich lang ausgestreckt auf einer weichen Unterlage und auf dem Bauch ab. Richten Sie nun den Oberkörper aus der Kraft der Rückenmuskuatur auf und schieben Sie die Unterarme nach vorne. Die Ellenbögen dürfen dabei gerne vor den Schultern sein, damit die Rückbeuge nicht zu intensiv wird und der untere Rücken sich frei und lang anfühlen kann.

    Falls das Gefühl auftaucht, dass sich der untere Rücken geklemmt anfühlt, dann schieben Sie bitte unbedingt das Steißbein des Beckens weiter nach hinten und senken den Oberköper ein Stück in Richtung des Bodens ab.

    Sofern es sich im Rücken gut und befreiend anfühlt, können Sie gerne zwischen 1-5 Minuten in dieser Haltung verweilen. Als Ausgleich schieben Sie sich in den Vierfüßler und darüber in das Kind, indem Sie das Becken in Richtung der Fersen senken, um sich auf den Oberschenkeln ablegen zu können (Die genauere Beschreibung der Haltung finden Sie weiter unten). Verweilen Sie auch in dieser ausgleichenden Haltung mehrere Minuten.

    Auf dem Rücken mit den Beinen pendeln

    Diese Übung ist hervorragend dafür geeignet, der Lendenwirbelsäule sanfte und mobilisierende Bewegungen zu schenken. Gerade nach einem anstrengenden Tag entsteht häufig das Gefühl, dass der untere Rücken klemmt. Um ihm wieder mehr Lebendigkeit zu schenken, legen Sie sich bitte auf den Rücken, stellen die Füße auf und schlagen ein Bein über das andere.

    Mit diesem “Kniestapel” können Sie sanft zu den Seiten pendeln, um dem Rücken angenehme Bewegungen zu schenken. Gerne auch mit dem Kopf mit kleinen Bewegungen entgegengesetzt mitschwingen, damit der Nacken wieder beweglich und durchlässig wird. Sofern es sich für den Rücken gut anfühlt, können Sie die Knie auch ausladender und weiter nach außen pendeln lassen oder auf einer Seite eine kleine Pause einlegen und die Drehung in der Wirbelsäule spüren.

    Aus der Rückenlage ein Knie über das andere schlagen und dann langsam seitwärts schaukeln, ggf. den Kopf entgegengesetzt mitschwingen
    Aus der Rückenlage ein Knie über das andere schlagen und dann langsam seitwärts schaukeln, ggf. den Kopf entgegengesetzt mitschwingen

    Wechslen Sie nach einiger Zeit die Verschränkung der Beine und schlagen Sie das andere Knie über. Als kleinen und ruhigen Ausgleich können Sie gerne beide Füße wieder abstellen, danach die Knie zum Oberkörper führen und die Knie umarmen.

    In der Rückenlage die Knie umarmen

    Eine ganz einfache Möglichkeit, den Rücken zu entstauchen, ist folgende: Sie legen sich auf den Rücken und ziehen beide Knie zu sich heran. Nun umarmen Sie die Knie.

    Können Sie spüren, wie der untere Rücken sanft zum Boden gleitet? Diese Haltung wirkt sehr schön und angenehm für die Lendenwirbelsäule, die auf sanfte Weise etwas verlängert und auseinandergezogen wird.

    Aus der Rückenlage die Knie heranziehen und umarmen, ggf. schaukeln oder mit den Knien kreisen
    Aus der Rückenlage die Knie heranziehen und umarmen, ggf. schaukeln oder mit den Knien kreisen

    Insbesondere am Abend kann ich diese Haltung empfehlen. Das Dehnen des Rückens und der Bandscheiben wirkt häufig wirklich befreiend.

    Den Oberkörper aus dem Vierfüßler ablegen

    Unterpolstern Sie bitte Ihre Knie, holen Sie sich ein weiches Kissen für den Kopf und kommen Sie in den Vierfüßler. Von hier aus legen Sie die Unterarme am Boden ab und wandern mit den Armen nach vorne.

    Das Ziel ist es, den Brustkorb in Richtung des Bodens fließen zu lassen und mit dem Rücken auf angenehme Weise einzusinken. Den Kopf legen Sie bitte bequem ab, ebenso die Arme.

    Aus dem Vierfüßlerstand die Arme schrittweise ablegen und den Brustkorb in Richtung Erde fließen lassen
    Aus dem Vierfüßlerstand die Arme schrittweise ablegen und den Brustkorb in Richtung Erde fließen lassen

    Verweilen Sie in dieser Haltung für ein paar Minuten und so lange es sich im Rücken angenehm anfühlt – und der Nacken nicht staucht. Kommen Sie danach wieder zurück und spüren Sie das neue Gefühl im Rücken und in der Körpervorderseite.

    Aus dem Sitzen nach vorne ablegen

    Diese Haltung ist ein wunderbarer Ausgleich zu den oben genannten Übungen und hat ebenfalls die Wirkung, der Wirbelsäule mehr Länge und Entspannung zu schenken. Sie wird das “Kind” genannt.

    Schieben Sie bitte aus dem Vierfüßler Ihr Becken in Richtung der Fersen, damit Sie sich mit dem Oberkörper auf den Oberschenkel ablegen können. Lassen Sie die Stirn auf ein Kissen sinken und legen Sie die Hände nach hinten neben dem Körper ab. Entspannen Sie die Schultern, sodass die Schultergelenke nach unten in Richtung der Erde fließen können.

    Spüren Sie, wie sich mit jeder Einatmung die Wirbelsäule entfaltet und sich der Rücken verlängert? Verweilen Sie so lange in der Haltung, wie es sich angenehm und entspannend anfühlt.

    Aus dem Fersensitz nach vorne ablegen, das Gesäß in Richtung Fersen schieben und die Stirn Richtung Erde sinken lassen
    Aus dem Fersensitz nach vorne ablegen, das Gesäß in Richtung Fersen schieben und die Stirn Richtung Erde sinken lassen

    Video mit Übungen gegen einen verspannten Rücken

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    Fazit

    Mein Ziel war es, Ihnen mit dieser Serie einige Ideen an die Hand zu geben, wie Sie Ihrem Rücken im Alltag oder auf Arbeit etwas Gutes tun können, sodass sich die Beschwerden lindern können, die ein verklemmter und gestauchter unterer Rücken mit sich bringt.

    Wenn Sie genauere und gezieltere Informationen wünschen, oder ergänzende Tipps und Anregungen haben, dann schreiben Sie mir bitte. Ich freue mich über Ihre Nachricht.

    PS: Diese Übungen sind selbstverständlich nur dafür gedacht, um den alltäglichen Beschwerden entgegenzuwirken. Bitte wenden Sie sich bei klinisch relevanten Erkrankungen, akuten Schmerzen oder starken Bewegungseinschränkungen unbedingt an Ihren Arzt!