Kategorie: Philosophie

Erfahre mehr über die philosophische Grundlagen, Quellen und Strömungen, die für das heutige Yoga von zentraler Bedeutung sind.

  • Manipura cakra

    Manipura cakra

    Manchmal brauchen wir im Alltag viel Kraft, um die Hindernisse auf unserem Lebensweg zu überwinden. Diese Kraft spiegelt sich sowohl im Körper wider, als auch in Form eines starken Willens, sodass wir in der Lage sind, uns den Anforderungen zu stellen. Die Willenskraft und die Stärke des Körpers sind die zentralen Themen von Maṇipūra cakra.

    Dieser Beitrag gibt dir viele zentrale Informationenüber das dritte cakra des menschlichen Körpers, Maṇipūra cakra. Inklusive Techniken für den Yogaunterricht sowie Tipps für den Alltag und Anregungen zur Meditation.

    Die Eigenschaften von Maṇipūra cakra

    In den vorangegangenen cakras ging es um die Fähigkeit des Geerdet seins im Hier und Jetzt mittels Mūlādhāra sowie um die Lebendigkeit und die Anpassungsfähigkeit des Körpers durch Svādhiṣṭhāna. Nun erweitert sich das Bild mit Maṇipūra, der Energiequelle des Lebens.

    EigenschaftBeschreibung
    NameMaṇipūra cakra
    ÜbersetzungMaṇi = Juwel, pūra = Stadt
    ElementFeuer
    FarbeSonnengelb
    LokalisationSolarplexus
    Grundeigenschafttamas (erdend, schwer)
    PlanetMars
    NahrungKohlenhydrate
    Verbwollen
    DuftZitrus, Orangen

    Der zentrale Ansatz dieses cakras ist das Thema der physischen und psychischen Kraft. Während in den vorangegangenen Elementen die Erde dem Körper und der Seele ihre Stabilität verleiht sowie das Wasser die Anpassungsfähigkeit und das Wachstum sicherstellt, geht es nun um die Lebensenergie und die Richtung, in der wir “wachsen” können.

    Unser Planet selbst ist aus dem Feuer entstanden, über Jahrmillionen formten Vulkane die Erdoberfläche und ließen Landschaften neu entstehen – und doch sind solche Vulkane wie der Haleakalā auf Maui nur noch letzte Zeugen der einstigen rohen Gewalt unseres Planeten und seines Feuers, das im Erdkern lodert.

    Dysfunktionen

    Die Qualitäten dieses cakras sind das innere Feuer und die Freude an der Stärke des Körpers und des Geistes. Dem entsprechend sind zentrale Dysfunktionen:

    • Mangel an Energie und Erschöpfung
    • Gastritis, Magenbeschwerden
    • Verdauungsstörungen
    • Diabetis
    • Mangel an Willenskraft
    • Initiativlosigkeit
    • Geringes Selbstbewusstsein
    • Schüchternheit
    • Unkontrollierte Wut und Aggressionen

    Zentrale Themen von Maṇipūra

    Die grundlegenden Eigenschaften dieses cakras stellen sich folgendermaßen dar:

    • Willenskraft
    • Energiehaushalt des Körpers
    • Stoffwechsel
    • Kontrolle über sich und die Umwelt
    • Gewalt und Rücksichtslosigkeit
    • Durchsetzungskraft
    • Humor

    Techniken für Yoga und den Alltag

    Folgende Techniken für den Körper und die Atmung können das cakra aktivieren:

    • Alle Drehungen, da sie aus dem Bauch heraus wirken, wie z.B. der halbe Drehsitz Ardha Matsyendrāsana, die gedrehte seitliche Winkelstellung Parivrtta Pārśvakonasana und das gedrehte Dreieck Parivṛttatrikoṇāsana
    • Alles für die Kräftigung der Bauchmuskulatur, wie das halbe Boot Ardha Navāsana und das vollständige Boot Paripūrṇanāvāsana
    • Die Varianten der Sonnengrüße
    • Das Zurückziehen der Bauchdecke im Ausatemverschluss Uḍḍiyāna Bandha, das Kreisen der Bauchmuskulatur im Ausatemverschluss Nauli Bandha
    • Stoßweises Ausatmen in nasakra mukha bhastrika
    • Die kraftvolle Atmung ujjāyī prāṇāyāma

    Für den Alltag sind unter Anderem eine aktive Atmung, die tiefe Bauchatmung und kurze Sonnenbäder geeignet, ebenso wie Kaminfeuer, Lagerfeuer und Kerzen sowie gefühlvolle Musik.

    Meditation für Maṇipūra cakra

    Finde einen bequemen Sitz, in dem du dich wohlfühlen kannst und spüre dann in deinen Körper. Erlebe bewusst die Wirbelsäule und ihre innere Stabilität, die dir eine gute Aufrichtung des Oberkörpers verlieht.

    Spüre dann auch deine Atmung, und lass Sie etwas kraftvoller und tiefer werden. Wenn du magst, dann in der Atemtechnik des ujjāyī prāṇāyāma. Hierzu entsteht eine sanfte Enge im Rachenraum, wodurch die Atmung leicht reibt und für dich hörbar wird. Achte darauf, dass dieses Reiben die Atmung nicht eng macht, sondern lass sie weiterhin weich fließen. Nur eben leicht hörbar – ähnlich eines sanften Rauschens oder des Flüsterns eines Kindes.

    Die Atmung schenkt deinem Körper Energie in Form von Sauerstoff – und dieser Sauerstoff ist die Nahrung deines Körpers. Er schenkt dir Kraft und Stärke. Diese Kraft braucht dein Körper, denn du nutzt ihn tagtäglich als Werkzeug. Und im Yoga geben wir dem Körper die Kraft und die Stabilität, die er braucht.

    Yoga ist ein Weg zu dir selbst, der viel Freude bereitet. Dieser Weg ist manchmal entspannt und leicht, manchmal aber auch ein Weg, der innere Stärke und vitale Kraft erfordert und so zu einer Herausforderung für den Körper und den Geist wird. Diese herausfordernden und kraftvollen Sequenzen schenken deinem Körper aber auch viel Kraft und Energie zurück. Doch nicht nur deinem Körper, sondern auch deinem Geist.

    Stell dir beispielsweise einen Wirbelsturm vor: Dieser Wirbelsturm lebt von seiner kraftvollen Mitte, denn ohne sein inneres Auge – in dem es vollkommen ruhig und still ist – könnte er sich nicht entfalten und wachsen. So ähnlich ist es auch mit dir: Du erfährst durch Yoga deine innere Stille und deine innere Kraft – und kannst dich dadurch allen äußeren Herausforderungen stellen und alle den Hindernisse des Lebens begegnen, um sie letztendlich zu überwinden.

    Folgende Anregungen sind für die Meditation hilfreich:

    Wie geht es dir, wenn du nach einer kraftvollen und aktivierenden Yogastunde in dich hineinspürst? Wie fühlt sich dein Körper an? Wie geht es deinem Geist? Bist du einfach nur “platt” oder findest du eine angenehme Entspannung? Spürst du die Stärke in dir?

    Wenn dir etwas im Leben sehr wichtig ist – hast du dann die Kraft, dieses Ziel zu erreichen? Kannst du das, was dir wichtig ist, beschützen und behüten?

    Fazit

    Die Erfahrungen der physischen und psychischen Stärke sind das zentrale Thema von Maṇipūra cakra. Das Leben ist manchmal hart, herausfordernd und braucht all unsere Kraft. Haben wir diese Kraft? Sind wir stark, um den Herausforderungen und Hindernissen begegnen zu können – oder resignieren wir und geben wir auf, weil das scheinbar der einfachere Weg ist?

    Wie geht es dir, wenn du dich den Eigenschaften von Maṇipūra stellst? Welchen Zugang hast du selbst zu diesem cakra?

    Yogapraxis mit Übungen für das Feuerchakra

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  • Svadhisthana cakra

    Svadhisthana cakra

    Der zweite Teil meiner Reise durch die cakras führt zu Svādhiṣṭhāna cakra. Ich möchte dessen Eigenschaften und seine thematische Verortung hervorheben und die physischen und psychischen Dysfunktionen beschreiben. Mache ich auch mit den Techniken für Yoga und den Alltag vertraut, um dieses cakra auszugleichen.

    Heute möchte ich weitere Informationen über das zweite zentrale cakra des menschlichen Körpers geben und Svādhiṣṭhāna in seinen Qualitäten und Eigenschaften etwas ausführlicher beleuchten.

    Die Eigenschaften von Svādhiṣṭhāna cakra

    Bei Svādhiṣṭhāna handelt es sich um eine Eigenschaft, die uns weg von der zentrierenden Kraft und der Erdung des Mūlādhāra führt – und eine neue Qualität aufzeigt: Die Lebendigkeit des Körpers und dessen überragende Fähigkeit, sich der Umwelt und den Herausforderungen anzupassen.

    EigenschaftBeschreibung
    NameSvādhiṣṭhāna cakra
    ÜbersetzungSvā = eigen, dhiṣṭhāna = Mitte
    ElementWasser
    Farbeorange
    LokalisationKreuzbein / Iliosakralgelenk
    Grundeigenschafttamas (erdend, schwer)
    PlanetMond
    NahrungAlles Flüssige – Suppen, Säfte, Tee, Wasser
    Verbfühlen
    DuftYlang-Ylang

    Der wichtigste Ansatz in der Analyse dieses cakras liegt darin, den menschlichen Körper und das Leben allgemein als ein flexibles und anpassungsfähiges System zu verstehen. In der Natur ist dieses Äquivalent das Wasser – es ist eines der stärksten Elemente überhaupt, denn es hat unsere Natur wie kein zweites Element im Laufe der Erdgeschichte verändert und geformt.

    Einerseits ist Wasser fließend und weich, andererseits besitzt es so viel Kraft, dass es Täler formt und das Gleichgewicht unsere Planeten beeinflusst. Wenn du schon einmal den Niagara Wasserfall oder die Iguazú-Wasserfälle zwischen Brasilien und Argentinien besuchen konntest, dann hast du eine sehr deutliche Idee von der Kraft dieses Elementes.

    Dysfunktionen

    Die Qualitäten dieses cakras sind Bewegung und Veränderung. Im Laufe unseres Lebens nehmen diese Qualitäten mehr und mehr ab – von der Lebendigkeit und Bewegungsfreude eines Kindes verändern wir uns in Richtung der Ruhe und Bewegungslosigkeit. Doch Leben heißt, sich zu bewegen und zu verändern. Dem entsprechend sind zentrale Dysfunktionen:

    • Versteifung des Skeletts und der Gelenke
    • Arthrose und Arthritis
    • Bandscheibenvorfälle im Lendenwirbelbereich
    • Emotionale Labilität
    • Panikattacken
    • Extreme Ängstlichkeit
    • Verhaftung in den Alltagsroutinen

    Zentrale Themen von Svādhiṣṭhāna

    Die Fähigkeit zur Veränderung sind die grundlegenden Eigenschaften – und des Weiteren:

    • Beweglichkeit und Flexibilität des Körpers
    • Beweglichkeit der Hüftgelenke
    • Flexibilität des Geistes
    • Offenheit für Neues, jenseits der gewohnten Routinen
    • Verbindung zur Gefühlswelt und den eigenen Emotionen

    Techniken für Yoga und den Alltag

    Folgende Techniken für den Körper und die Atmung können das cakra aktivieren:

    • Alle kriyas (Übungen des Körpers in Verbindung mit der Atmung), wie z.B. die Tigeratmung viyāgrah prāṇāyāma)
    • Weicher, fließender Atem in Koordination mit geschmeidigen Körperbewegungen
    • Dehnungen und Öffnungen der Hüfte (z.B.upavista koṇāsana, parivṛtta pādottānāsana, intensive Vorbeuge in der Schrittstellung parsvottanāsana, halbe Taube ardha kapotāsana)
    • Alle Sitzhaltungen im Schneidersitz (z.B. baddha koṇāsana, gomukhāsana, padmāsana, siddhāsana)

    Im Alltag erweisen sich als sinnvoll: Viel Kontakt zum Wasser – beispielsweise durch Baden und Schwimmen, Spaziergänge am See, viel Trinken, Aromabäder, duftende Körperöle, kreative Hobbys wie Bildende Künste, Tanzen, Tantra.

    Meditation für Svādhiṣṭhāna cakra

    Gut geeignete Haltungen für die Meditation sind das Sitzen auf dem Boden mit entsprechendem Sitzkissen sowie die Rückenlage. Wesentlich für dieses cakra ist, dass die jeweilige Pose sich nicht fest oder verkrampft anfühlen soll. Das bedeutet für den Sitz: Er sollte aufrecht sein und sich über einen entspannten Muskeltonus gleichzeitig bequem anfühlen.

    Folgende Ideen sind für die Meditation hilfreich:

    Wenn du dich an deine erste Yogastunde erinnerst – hattest du da schon die Flexibilität des Körpers, wie sie jetzt ist? Oder als du mit dem Sport begannst, war es damals schon so leicht, wie es sich jetzt anfühlt? Der Körper mit dem Skelett und den Muskeln passt sich allen Herausforderungen an.

    Dort, wo Bewegung ist, ist auch das Leben – Leben ist Bewegen. Und so, wie die Natur jedes Jahr von Neuem in die Wachstumsperiode kommt, so ist auch diese Energie des “Wachsens” in jedem Lebenwesen vorhanden, auch in uns. Letztendlich ist die Grundvoraussetzung für einen gesunden Körper, dass er sich bewegen kann – denn wir sind für Bewegungen geschaffen.

    Auch der Geist braucht ebenso wie der Körper die Flexibilität. Möchtest du wachsen, dich verändern, oder in deiner gewohnten Komfortzone bleiben? Wie weit bist du bereit, über dich hinaus zu wachsen und offen für das Neue zu sein? Es ist zwar einfach, in der bekannten und bequemen Routine zu verweilen, doch du hast das Potential, dich zu entfalten. Dafür brauchst du Mut, um alte Muster zu durchbrechen und Ängste und Hindernisse überwinden zu können. Letztendlich entscheidest du selbst, wie weit du wachsen möchtest. Und dieses Wachstum braucht Zeit, Geduld und Liebe, bis das Neue sichtbar wird.

    Fazit

    Das Svādhiṣṭhāna cakra stellt die Flexibilität in den Mittelpunkt. Einerseits verändert sich im Laufe des Lebens der eigene Körper, und andererseits sucht auch der Geist nach Veränderungen und neuen Herausforderungen. Wenn wir diese Veränderungen zulassen und offen für das Unbekannte sind, dann entsteht auch die Chance des persönlichen Wachstums und der Weiterentwicklung.

    Wie geht es dir dabei, wenn du dich diesen Fragen näherst? Welchen Zugang hast du selbst zu diesem cakra?

    Yogapraxis mit Übungen für das Wasserchakra

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  • Muladhara cakra

    Muladhara cakra

    In diesem Artikel beschreibe ich Mūlādhāra cakra, seine Eigenschaften, die zentralen Themen, erkennen körperliche und geistige Dysfunktionen und nutzen Yogatechniken für die Aktivierung dieses cakras. Weiterhin stelle ich Ideen für die Meditation vor.

    In einem vorherigen Artikel bin ich auf die Fragen eingegangen, was cakras überhaupt sind, welche Rolle sie im Yoga spielen und welche Qualität sie beinhalten. Kurz zusammengefasst handelt es sich im Wesentlichen um bestimmte Referenzpunkte des Körpers, die mit zentralen Qualitäten und Eigenschaften verknüpft werden.

    Nun möchte ich die einzelnen cakras konkreter vorstellen und beginne mit dem Basiscakra: Mūlādhāra.

    Die Eigenschaften von Mūlādhāra cakra

    Dieses cakra ist das sogenannte “Basiscakra” oder “Wurzelcakra”. Es ist in seinen Eigenschaften relativ leicht zugänglich und erfahrbar.

    EigenschaftBeschreibung
    NameMūlādhāra cakra
    ÜbersetzungMūlā = Wurzel, dhāra = Zentrum
    ElementErde
    Farbedunkles Rot
    LokalisationSteißbein
    Grundeigenschafttamas (erdend, schwer)
    PlanetErde
    NahrungEiweiß (Tofu, Linsen, Bohnen etc.)
    Verbhaben (im materialistischen Sinne)
    DuftZeder

    Dysfunktionen

    Die Grundqualitäten dieses cakras sind sowohl “haben” und “besitzen” im materialistischen Sinne als auch die Verbindung des Körpers zur Erde. Dem entsprechend sind zentrale Dysfunktionen:

    • Übergewicht des Körpers und Körpermasse als Versuch des Erdens
    • Beschwerden in den Knie- und Fußgelenken
    • Bandscheibenvorfälle
    • Krampfadern in den Beinen

    Zentrale Themen von Mūlādhāra

    Die Natur und das eigene Verhältnis zur Natur sind die Grundthemen. Darüber hinaus:

    • Die Grundbedürfnisse zum Überleben
    • Erdung und Verbindung zur Natur
    • Körperliche Gesundheit
    • Das Verhältnis zum eigenen Körper
    • Die Herkunft
    • Die Fähigkeit des Ankommens im “Hier und Jetzt”
    • Die eigene Wohnung
    • Urvertrauen in sich und seine soziale Umwelt
    • Sexualität als Trieb

    Techniken für Yoga und den Alltag

    Folgende Techniken für den Körper und die Atmung können das cakra aktivieren:

    • aśvinī mudrā (Anspannen und Entspannen der Muskelschichten des Beckenbodens)
    • mūla bandha (Zusammenziehen und Halten des Anusschließmuskels – soll die Konzentration und die Verdauung fördern – manche Literatur sagt auch, es soll vor grauen Haaren schützen)
    • Stellung des abwärts schauenden Hundes adho mukha śvānāsana bzw. die Berghaltung meruāsana
    • Alle kraftvollen Standhaltungen (z.B. Reiterstellung aśvasamcalanāsana, Heldenstellungen vīrabhadrāsana I+II, seitliche Winkelstellung pārśvakonāsana, kraftvolle Hocke utkaṭāsana)

    Im Alltag sind Spaziergänge in der Natur sinnvoll, ebenso wie sportliche Betätigungen, Fußmassagen, Barfußgehen, rhythmische Musik und das Beobachten von Sonnenuntergängen.

    Meditation für Mūlādhāra cakra

    Gut geeignete Haltungen für die Meditation sind das Sitzen auf dem Boden mit entsprechendem Sitzkissen sowie die Rückenlage. Zu Beginn steht das Spüren des Körpers am Boden im Vordergrund.

    Die Erde strahlt Stabilität und Halt aus – dieser Halt trägt, sodass sich der Körper entspannen kann, die Muskulatur durchlässiger und die Gelenke weiter werden. Die Erde schenkt uns auch die Lebenskraft und die Nahrung. Erst durch die Erde kann die Natur wachsen und sich entfalten.

    Folgende Fragen sind für die Meditation hilfreich:

    Kannst du die Auflageflächen deines Körpers zur Erde spüren und vergrößern? Wie gut gelingt es dir, auf deinem Platz und deiner Sitz- oder Liegeposition anzukommen? Bist du in Gedanken schon wieder unterwegs und ganz woanders? Oder gelingt es dir, dich auf das Hier einzulassen (auf deinem Platz im Raum) und im Jetzt (mit den Gedanken in diesem Augenblick und nicht in der Vergangenheit oder Zukunft) zu verweilen?

    Hast du vielleicht einen Lieblingsort in Gedanken oder in der realen Natur, zu dem du gehen kannst, wenn du Zeit zum Durchatmen und zum Kraft tanken brauchst? Stell dir vor, du bist an diesem Ort – wie ist er beschaffen, was ist um dich herum? Was riechst, hörst und spürst du? Nimm dir ein paar Minuten Zeit, dort zu verweilen und zu genießen.

    Fazit

    Das Mūlādhāra cakra reflektiert die Basiseigenschaften des menschlichen Lebens: Woher komme ich? Habe ich einen Ort, der mein Zuhause ist, an dem ich mich wohl fühlen und Kraft tanken kann? Oder bin ich nur unterwegs, renne ziellos durch die Welt und verliere meine Wurzeln der Herkunft? Wie gehe ich mit mir, meinen Bedürfnissen und meinem Körper um? Achte ich auf meine physische Gesundheit oder malträtiere ich meinen Körper und sehe ihn nur als Werkzeug an?

    Dieses cakra hilft uns, wieder in Verbindung mit uns selbst zu kommen, um sprichwörtlich die “Füße auf den Boden” zu stellen. Denn oft sind wir in der Schnelllebigkeit des Alltags und Berufslebens nur noch mobil und unterwegs – und verlieren dadurch den Bezug zu uns selbst und zu dem, was uns im Wesentlichen auszeichnet.

    Wie geht es dir, wenn du dich diesen Fragen stellst? Welchen Zugang hast du selbst zu diesem cakra?

    Yogapraxis mit Übungen für das Wurzelcakra

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  • Die cakras des menschlichen Körpers

    Die cakras des menschlichen Körpers

    Cakras (auch “Chakras” oder “Chakren”) beschreiben ein System von Referenzpunkten im menschlichen Körper, die mit bestimmten Qualitäten und Eigenschaften in Verbindung gebracht werden. Ihren Ursprung haben die cakras in den altindischen Vorstellungskonzepten des Hinduismus und insbesondere des Tantra – wobei sie im Lauf der Zeit auch von der Philosophie des Yoga aufgegriffen wurden. Mit diesem Artikel möchte ich die sieben traditionellen cakras kurz  vorstellen.

    In meinem Yogaunterricht versuche ich immer wieder, nicht nur die physischen Vorteile der Yogapraxis an die Teilnehmer zu vermitteln, sondern auch darauf hinzuweisen, dass sich Yoga nicht in der Fitness und des “Body Shaping” erschöpft. Denn Yoga besteht aus einem ganzheitlichen philosophischen Überbau, der aus meiner Sicht völlig zu Unrecht in den Hintergrund verdrängt wird.

    Was sind Cakras (auch Chakras, Chakren)?

    In den alten indischen Quelltexten – die auch heute noch nichts von ihrer Spannung und Aktualität verloren haben – ist immer wieder die Rede von cakras und Energiepunkten des Körpers. Aus damaliger Sicht handelte es sich hierbei um bestimmte subtile Energiezentren, die im menschlichen Körper verortet und mit Eigenschaften verknüpft worden sind. Diese Energiezentren sind entlang der Wirbelsäule lokalisiert und durch Energiekanäle miteinander verbunden.

    Die ursprüngliche Idee dieses Konzeptes geht davon aus, dass der Mensch ein inneres und äußeres Gleichgewicht – und eventuell auch die Erleuchtung – erlangt, sofern diese Energiezentren harmonisch miteinander in Verbindung stehen und die subtile Energie “frei fließen” kann.

    Etwas weniger esoterisch und auf die heutige Zeit übertragen könnte man sagen: Cakras entsprechen bestimmten Körperbereichen, denen unterschiedliche Qualitäten des menschlichen Lebens zugeordnet werden.

    Die sieben Hauptcakras des Yoga

    Eine einheitliche Übersicht zu finden fällt schwer, da je nach Tradition und Philosophie unterschiedlich viele cakras existieren und auch noch unterschiedlich benannt werden. Ich beschränke mich daher auf die sieben wesentlichen cakras, die häufig in der Literatur benannt werden.

    Mūlādhāra cakra

    Das Muladhara cakra ist das sogenannte “Wurzelcakra”. Es wird im Becken am Ende des Steißbeins verortet. Von der Qualität her ist das cakra mit den Grundbedürfnissen des Menschen verbunden. Die Themen sind insbesondere das eigene Überleben, das Verhältnis von Mensch und Natur, die Nahrungsaufnahme, die körperliche Gesundheit, das Urvertrauen und die Stressbewältigung.

    In der Yogapraxis nutze ich das cakra, um Übungen zu praktizieren, die den Beckenboden kräftigen sowie für zentrierende Standhaltungen und intensivere Vorbeugen. In den Meditationen stehen das Spüren der Erde und das Ankommen im Hier und Jetzt im Vordergrund. Fällt es uns leicht, einen Ort der Ruhe aufzusuchen und dort einen Augenblick zu verweilen?

    Svādhiṣṭhāna cakra

    Svadhisthana wird an der Kreuzbeinplatte lokalisiert. Hier steht im Besonderen die Mobilität und Flexibilität des Körpers im Mittelpunkt. Schwerpunkte sind die Beweglichkeit der Hüfte, das Dehnen des Körpers und die allgemeine Mobilität.

    Im Yoga praktizieren wir viele Übungen, die dynamisch und fließend sind, des Weiteren Übungen für die Hüftöffnung und die Vertiefung der Atmung. In den Meditationen liegt der Schwerpunkt auf dem Spannungsfeld von Routine und dem Ungewohnten. Blieben wir in der Komfortzone, oder trauen wir uns, neue Wege zu gehen und bereit für das Unbekannte zu sein?

    Maṇipūra cakra

    Der Solarplexus ist die Lokalisation für Manipura. Das Thema dieses cakras sind die Willenskraft, der Stoffwechsel, die Kontrolle über uns und die Umwelt sowie die körperliche Kraft. Dem entsprechend sind die Yogastunden energetisierend, kraftvoll für die Bauchmuskulatur und mit intensiven Drehhaltungen verbunden.

    In den Meditationen reflektieren wir die Qualitäten der Kraft und des Willens. Was taucht in uns auf, wenn wir vor Hindernissen stehen? Haben wir die Kraft, das zu schützen, was uns lieb und wichtig ist?

    Anāhata cakra

    Der Bereich des Herzens steht bei Anahata im Blickpunkt. Das Herz ist der Motor des Lebens und Quell unserer Empathie und des Mitgefühls. Daher betrachten wir die Fähigkeit zur Offenheit, Begeisterung, die Beziehungen zu uns und unseren Mitmenschen sowie die Atmung als Spender des Lebens.

    Im Yoga liegt der Schwerpunkt auf Rückbeugen, um Bereich des Brustkorbs zu dehnen und somit die Atemräume zu entfalten und dem Herzen Weite schenken zu können. Die Meditationen beleuchten den Umgang mit uns selbst. Ist es möglich, eine liebevolle Verbindung zu sich selbst aufzubauen? Kann diese Liebe in Form von Mitgefühl an die Mitmenschen weitergereicht werden?

    Viśuddha cakra

    Visuddha beschreibt die Fähigkeit zur Kommunikation und wird am Schildknorpel des Kehlkopfs manifestiert. Dieses cakra beinhaltet folgende Themen: Schultern, Nacken, Kiefer, Wahrheit, Gewaltfreie Kommunikation, Sprechen und Singen.

    Die Yogastunden dieses cakras mobilisieren und kräftigen den Schulter-Nacken-Bereich, beinhalten Umkehrhaltungen und auf Wunsch auch das stimmungsvolle Singen von Mantras. Die Meditationen können mit dem sanften Klang von Klangschalen untermalt werden.

    Ājñā cakra

    Unsere Intuition ist Quell des ajna cakra – die Lokalisation ist an der Nasenwurzel. Im weiteren Sinne ist die Intuition die Verschmelzung des Verstandes und der Gefühle. Doch häufig tendieren wir entweder zu einer rationalen oder einer emotionalen Sichtweise auf die Dinge – und hier soll ajna einen Ausgleich beider Pole schaffen.

    Für die körperliche Praxis bedeutet ajna das Einnehmen von Gleichgewichtsposen, Übungen für die Augen oder das Praktizieren mit geschlossenen Augen. Für die Meditation sind Konzentrations- und Visualisierungsübungen sowie das liebevolle Nachspüren sinnvoll.

    Sahasrāra cakra

    Das zentrale cakra ist sahasrara – das Kronencakra, lokalisiert an Scheitel und Fontanelle. Es ist jenes cakra, dessen Eigenschaften am Wenigsten greifbar sind und welches sich im Besonderen aus den vorangegangenen cakras entfaltet. Das zentrale Thema ist die Erleuchtung – und zwar über die Erfahrung des Eins-werdens mit sich selbst (Stichwort “flow”), der Natur, dem Universum und dem gesamten Rest. Das Ego mit seinen Ich-bezogenen Wünschen steht hier nicht mehr an erster Stelle.

    Für die Yogapraxis bieten sich alle Sitzhaltungen sowie Atemübungen an; und auch generell die Erfahrung der Meditation – mit dem Ziel, dass sich im Verlauf der Meditation eine innere Freiheit einstellt, die nicht mehr von den Quängeleien des Egos bestimmt wird, sondern zu einer befreienden Ruhe und Stille des Geistes führt.

    Fazit

    Das Konzept der cakras ist aus meiner Sicht sehr wertvoll, um die verschiedenen Qualitäten des menschlichen Lebens einmal in den Mittelpunkt zu stellen und mit passenden Übungen für den Körper und den Geist zu flankieren. Genau hierin bestehen auch die Vorteile des Yoga, denn Yoga erschöpft sich nicht in Fitnessübungen, sondern beinhaltet auch einen philosophischen Gesamtrahmen, der von der Matte weg und hin zum Einzelnen und seinem Platz in der Welt führt.

    In weiteren Artikeln werde ich jedes cakra einzeln vorstellen und ausführlicher beschreiben. Ebenso werde ich konkrete Übungen vorstellen, die sowohl für die eigene Yogapraxis als auch für die Selbstreflexion wertvoll sind.