Wie wirkt ein Training für die Faszien?

Faszien sind das aktuelle Trendthema schlechthin. Besondere Yogakurse und Faszientrainings sollen helfen, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und den Körper zu regenerieren. Doch wie wirkt das Training für die Faszien und was gilt es zu beachten?

Vor einigen Jahren waren Faszien noch relativ unbekannt und wurden vernachlässigt, doch inzwischen ist ein regelrechter Hype um das Thema ausgebrochen. Es gibt kaum einen Gesundheitsanbieter, der nicht mit dem Thema “Faszientraining” wirbt und entsprechende Kursangebote – auch im Yoga – haben Hochkonjunktur.

Was sind Faszien?

Bei den Faszien handelt es sich im Wesentlichen um einen Teil des Bindegewebes des Körpers. Sie bilden ein netzartiges Gewebe aus weißen Fasern, welches den inneren Organen den Halt und die Stabilität verleiht und beispielsweise auch die Muskeln ähnlich einer Hautschicht umhüllt. Faszien enthalten Kollagen, Flüssigkeit, Nährstoffe sowie Nerven und Rezeptoren.

Können Faszien Ursachen für Schmerzen sein?

Wenn Faszienstrukturen verletzt werden, beispielsweise bei einer Überanspruchung der Muskulatur, kommt es zu Rissen sowie im weiteren Verlauf zu so genannten Verfilzungen und Verklebungen. Dadurch wird die Muskulatur in ihrer Funktionalität beeinträchtigt.

Da die Faszien von Nerven und Rezeptoren durchzogen und dementsprechend höchst sensibel sind, können (!) diese Verklebungen beispielsweise eine Ursache für Rückenschmerzen und andere körperliche Beschwerden sein. Manchmal machen sich verklebte Faszien über kleinflächige und lokal begrenzte Schmerzreize bemerkbar.

Wie wirkt das Faszientraining?

Faszien können – wie viele andere Körperstrukturen auch – trainiert werden. Das grundlegende Ziel des SMR (“Self-myofascial Release” – “selbst herbeigeführte myofasziale Entspannung”) von Muskeln und Faszien ist es, die vorhandenen Verklebungen und Verfilzungen zu reduzieren und zur Aktivierung und Regenerierung beizutragen. Das langfristige Ziel ist, die Elastizität und Dehnfähigkeit der Faszien zu verbessern, das Gewebe zu beleben und die Tiefensensibilität zu verbessern.

Im Yoga gibt es bestimmte Yogastile, die sehr gut für das Trainieren der Faszien geeignet sind. Yin Yoga zeichnet sich beispielsweise durch ein lang andauerendes und statisches Halten von dehnenden Positionen aus, wodurch sich nicht nur die Muskulatur im Lauf der Zeit an die eingenommene Haltung anpasst, sondern auch die im Vergleich zur Muskulatur stabileren Faszienstrukturen beansprucht und gedehnt werden.

Eine andere Art des Trainings wird mit Faszienrollen ausgeführt. Hierzu werden einzelne Körperbereiche gezielt durch spezielle Übungen über einen von außen gesetzten mechanischen Druck und eine Verschiebung angeregt. Durch dieses mechanische “Ausrollen” des Körpers werden die Faszien und die Muskulatur gegeneinander verschoben, wobei der Effekt entsteht, dass die Gewebeflüssigkeit besser verteilt und die Durchblutung angeregt wird.

Was sagt die medizinische Forschung zum Faszientraining?

Festzuhalten gilt, dass die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt. Es gibt in Deutschland kaum seriöse Forschungen zu diesem Thema und die wenigen wissenschaftlichen Studien sind nur begrenzt aussagekräftig, da sie entweder mit sehr kleinen Gruppen durchgeführt wurden oder auf Einzelfallberichten und Erfahrungswerten basieren.

Nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin ist die Wirkung des Faszientraining also nicht hinreichend belegt!

Mein Fazit

Ich nutze ein Faszientraining beispielsweise gerne dafür, um meinen oberen Rücken zu mobilisieren, und gezielt Spannungen zu lindern.

Doch wer die Gesundheit seines Körpers langfristig verbessern möchte, sollte sich nicht nur auf das Faszientraining beschränken, denn dadurch werden weder Muskeln trainiert, noch aufgebaut. Der Muskelaufbau kann nur durch eine hohe Belastung des Muskels geschehen, welche die Energiereservoirs der Muskulatur auslastet.

Und schließlich sollte beim Gebrauch von Faszienrollen unbedingte Vorsicht geboten sein – sie sind nichts für Kranke und Verletzte, und nicht selten werden durch die Faszienrolle die Rippen geprellt. Oftmals werden die Übungen auch viel zu schnell durchgeführt, um wirklich einen Effekt zu erzielen, da die Faszien sehr viel Zeit für ihre Dehnung benötigen.

Aus eigener Erfahrung kann ich gleichwohl festhalten, dass sich durch ein professionell angeleitetes Faszientraining die Dehnungsfähigkeit der Muskulatur verbessert, die allgemeine Beweglichkeit erhöht sowie der Bewegungssinn und die Tiefensensibilität angeregt werden.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: