Unsere Welt ist beschleunigt. Die Zeit rast uns davon, das Leben pulsiert und die Stadt schläft nie. Alles um uns herum wird immer schneller, lauter und greller. Doch wir selbst kommen kaum noch hinterher, fühlen uns fremdgesteuert, wie ein Hamster in seinem Rad, das sich unablässig weiter und immer schneller dreht. Ein Entkommen gibt es scheinbar nicht.
Das Leben ist hektisch
Eine der zentralen Herausforderungen unserer postmodernen Welt ist ihre unablässige Aktivität. Selbst in den uns eigentlich zugestandenen Ruhezeiten, die so wertvoll für unsere Regeneration sind, sind wir bis in die späten Abend- und Nachtstunden per E-Mail und Kurznachrichtendienst erreichbar.
Diese permanente Überforderung mit Informationen, Ereignissen, Geräuschen und Eindrücken kann uns krank machen, denn unser Gehirn ist für diesen ständigen Zufluss an Informationen nicht geschaffen. Es ist zum großen Teil noch im Modus unserer ursprünglichen Lebensweise, die eine deutliche Trennung aus Aktivität und Ruhephasen beinhaltete. Abends nahmen wir uns Zeit zum Abschalten und Erholen. Heute stehen wir unter Stress, leiden an Konzentrationslosigkeit und Überforderung.
Glücklicherweise gibt es ein sehr wertvolles Mittel: Die Stille.
Die Stille kann heilsam sein
Bereits ein paar Minuten Stille und Ruhe haben eine positive Wirkung auf unser Gehirn – das bestätigt die aktuelle Hirnforschung immer wieder neu.
Stille senkt den Blutdruck und wirkt entspannend
Laute Geräusche ziehen unsere Aufmerksamkeit in die Umwelt und setzen uns unter Stress. Der Körper reagiert mit hohem Blutdruck, einer beschleunigten Atemfrequenz und schüttet Stresshormone aus, beispielsweise Cortisol.
Eine Forschungsarbeit zeigt, dass ein paar Minuten der Stille das vegetative Nervensystem aktiviert, wodurch der Blutdruck sinkt, die Atmung ruhiger und tiefer wird und der Körper in einen Entspannungszustand gelangt.
Stille schont unsere kognitiven Ressourcen
In einer hektischen Umgebung ist das Gehirn ständig damit beschäftigt, die einprasselnden Informationsreize zu verarbeiten. Je länger das Gehirn diese Höchstleistungen vollbringen muss, desto mehr wird der präfrontale Kortex belastet. Als Folge drohen Konzentrationsmängel, verbunden mit der geringeren Fähigkeit, komplexe Sachverhalte zu durchdenken, Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen.
Gemäß der Attention-Restauration-Theory wirken naturnahe Umgebungen erholsam. Ein kleiner Spaziergang im Park, Steine in den Fluß werfen oder womöglich schon das Betrachten von Naturbildern kann uns helfen, unsere kognitiven Ressourcen zu regenerieren.
Stille fördert das Denkvermögen
Ein Teil unserer kognitiven Strukturen werden erst in der Ruhe aktiviert. Forscher sprechen hier vom sogenannten “Default Mode Network” oder dem Ruhezustandsnetzwerk. Es handelt sich um bestimmte Hirnareale, die erst durch Stille und Ruhepausen stimuliert werden. Sie sorgen für die Verarbeitung der aufgenommenen Informationen, helfen beim Zugreifen auf Erinnerungen und Emotionen, fördern die Kreativität, das Reflektieren des Erlebten sowie das Hineinversetzen in unsere Mitmenschen.
Hierfür helfen ruhige Momente, das Abschweifen in die Gedankenwelt, das Fantasieren und Meditieren.
Ein entspannteres Leben ist möglich
All diese Ideen benötigen keinen großen Aufwand. Du musst keine Meditationswoche im Kloster buchen oder zum indischen Guru fliegen, um dich zu erholen und zu entspannen. Es reicht schon aus, wenn du dich einfach mal für ein paar Minuten hinsetzt und die Gedanken schweifen lässt. Schalte am Besten das Handy dafür stumm.
Ich wünsche dir, dass du zwischendurch immer mal wieder den Stecker ziehen und einfach mal für dich selbst da sein kannst.
Herzlichst, dein Yogalehrer
Tobias.